Wichtige Regel als Gemeindepolitiker: Sei niemals gegen die Feuerwehr! Aber ich wäre nicht bei den Grünen, wenn ich nicht trotzdem Transparenz einfordern würde.

Ich bin seit meinem 16. Lebensjahr bei der Feuerwehr. Ich bin Gruppenkommandant, war 7 Jahre lang Verwalter, habe junge KameradInnen ausgebildet, habe selbst mehrere Ausbildungen absolviert, unter anderem das FLA Gold. Ich bezweifle stark, dass man mir anhängen kann, gegen die Feuerwehr zu sein. Ich weiß aus erster Hand, wie wichtig die Feuerwehr für die Sicherheit der Bevölkerung, für das gesellschaftliche und soziale Zusammenleben in der Gemeinde, für Kultur und Brauchtum ist. Die Feuerwehr ist wertvoll. Die Arbeit der Freiwilligen kann mit Geld nicht abgegolten werden.

Auf den ersten Blick keine schlechte Idee

Jahrelang hat die FF Bruck/Leitha das Ortsgebiet von Bruckneudorf mitbetreut. Die Gemeinde Bruck/Leitha, der nach dem NÖ Feuerwehrgesetz ja die Erhaltung der FF Bruck/Leitha obliegt, hat von der Gemeinde Bruckneudorf jährlich einen Kostenbeitrag verlangt. Der hätte zuletzt auf 50.000 € angehoben werden sollen. Da wollte der Gemeinderat von Bruckneudorf nicht mehr mitspielen und beschloss die Kündigung dieser Kooperation und die Gründung einer eigenen Feuerwehr – vorerst als „abgesetzter Zug“ der FF Kaisersteinbruch. Diese weitere Abkapselung von Bruck traf dort offenbar einen Nerv – die NÖN/BVZ schrieb „Die Bemühungen um mehr Kooperationsbereiche mit den Nachbarn würden damit einmal mehr ad absurdum geführt, war der erste Tenor der Mandatare.“ Einen Nerv traf man auch in Bruckneudorf, wo sich viele Freiwillige für die FF Bruckneudorf meldeten, und aus diesem Blickwinkel dürfte die Gründung einer eigenen Feuerwehr keine schlechte Idee gewesen sein: es gibt nichts Besseres für eine Gemeinde, als viele Freiwillige, die sich für das Wohl der Gesellschaft engagieren.

Was wird das kosten?

Die Umsetzung war aber – wohl in Hinblick auf die diesjährigen Gemeinderatswahlen – ein Schnellschuss. Statt gut geplant und wohlüberlegt war das Motto wohl eher „quick and dirty“. Was die Kosten natürlich in die Höhe treibt. Apropos Kosten: Da hält sich die Gemeinde Bruckneudorf bis heute bedeckt. Transparenz null. Niemand außerhalb der Gemeindeführung weiß, wieviel das Ding wirklich kosten wird. Hier der Versuch einer Kostenaufstellung:

Einmalige Anschaffungen:

Der Gemeinderat hat am 30.3.17 beschlossen, die FF Bruckneudorf nicht mehr als abgesetzten Zug zu führen, sondern als eigenständige Feuerwehr. Damit soll die Förderungsvergabe durch den Landesfeuerwehrverband einfacher werden. Laut Dienstanweisung 1.2.1 des bgld. Landesfeuerwehrkommandos hat die FF Bruckneudorf Ausrüstungsklasse 5 (mehr als 500 Häuser und mehr als 2000 Einwohner) und muss daher mindestens 50 Mitglieder, 1 TLF, 1 RLF und 1 MTF haben.

Ein TLF 1000 wurde bereits von der FF Neusiedl gekauft: 4.000 € ohne Ausrüstung

Ein RLF-A wurde auch bereits gebraucht gekauft: 20.000 € inklusive Ausrüstung

Ein MTF soll noch gekauft werden: ich schätze an die 10.000 € für einen gebrauchten VW Transporter samt Aufbau

Aufenthalts- und Sanitärcontainer: 42.000 € laut Bürgermeister Dreiszker

Persönliche Schutzausrüstung: je Mitglied ca. 1.500 €, für die benötigten 50 Mitglieder also 75.000 €

Es ist offenbar geplant, in den nächsten drei Jahren ein Feuerwehrhaus zu bauen. Die Kosten dafür sind nicht abschätzbar, unter einer halben Million wird da aber meiner Einschätzung nach nichts gehen.

Laufende Kosten:

Der Gemeinderat hat Anfang Dezember 2016 beschlossen, eine Halle als provisorisches Feuerwehrhaus vom Phönix Einkaufszentrum anzumieten – um 4.000 € pro Monat für 3 Jahre. Das macht im Jahr insgesamt 48.000 € aus.

Aus meiner Erfahrung als Verwalter einer Feuerwehr weiß ich, dass sich die Kosten für die Fahrzeugerhaltung (Pickerl, Service, Versicherung, Tanken, kleinere Reparaturen) von 3 Fahrzeugen auf ca. 3.000 € jährlich belaufen. Für diverse Ausbildungen und Übungen werden jährlich an die 2.000 € ausgegeben.

Die Ausgaben für die FF Bruckneudorf werden sich in den ersten drei Jahren also auf mindestens 310.000 € belaufen, und da ist weder der Feuerwehrhaus-Bau einberechnet noch andere Ausgaben für die Einsatzbereitschaft (z.B. Funkgeräte, Atemschutzgeräte, Pumpen, Reparaturen aller Art). Mit Festen und Spendensammlungen könnte man im Jahr an die 20.000 € einnehmen. Nicht berücksichtigt ist auch, dass die Fahrzeuge schon mehr als 20 Jahre alt sind und irgendwann in naher Zukunft neue Fahrzeuge angeschafft werden müssten. Und bei neuen Fahrzeuganschaffungen kann man ruhig schon von 150.000 € aufwärts ausgehen. Fakt ist: Wenn man ein bisschen nachrechnet, kann man ruhigen Gewissens überschlagen, dass die Kosten für die neue Feuerwehr in den nächsten Jahren in die Million gehen werden.

Abschottungsbedürfnis geht vor Kosteneffizienz

Man hätte den Wunsch nach mehr Freiwilligkeit auch anders umsetzen können, und zwar in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Bruck statt durch Abschottung. Die Gründung der Feuerwehr Bruckneudorf soll aber vor allem einem dienen: dem Bedürfnis nach Schaffung einer eigenen Identität für Bruckneudorf, dem die momentanen Gemeindevertreter offenbar erliegen. Diese irrationale Identitätssuche lässt nicht nur die Brücken zur anderen Seite der Leitha einstürzen, sondern ist auch extrem kostspielig – und das betrifft nicht nur das Thema Feuerwehr.

Die Gemeindevertretung von Bruckneudorf ist endlich gefordert, Transparenz zu zeigen und eine klare Aufstellung zu machen, mit welchen Kosten für die FF Bruckneudorf gerechnet werden kann. Bis heute sucht man vergeblich danach.

[Der ursprüngliche Text vom 2. April ist auf meiner Facebookseite zu finden.]